94. Auktion
12.11.2016
Lot 70
Friedrich Gutkaes, Dresden, Werk Nr. 44, Geh. Nr. 8372, 58 mm, 157 g, circa 1820
Bedeutendes, frühes Taschenchronometer mit Federchronometerhemmung und Regulatorzifferblatt
Geh.: Silber, Werksverglasung. Ziffbl.: Email. Werk: 2/3-Platinenwerk, Kette/Schnecke, dreiarmige bimetallische Chronometerunruh mit 3 Gewichten und 6 Schrauben, zylindrische Spirale.
Diese Uhr ist abgebildet und beschrieben in: Reinhard Meis, "100 Jahre Uhrenindustrie in Glashütte von 1845 bis 1945", München 2011, Seite 71.
Johann Christian Friedrich Gutkaes wird am 16. Juni 1785 in Dresden geboren. Allein die Auswahl seiner Taufpaten zeigt schon die Verbindung der Gutkaes-Familie zum Dresdner Schloss. Außerdem war bereits der Großvater Friedrichs, Johann Christian Gutkaese (1682-1757) "Mundkoch" in der königlichen Küche Augusts des Starken; der Vater, ebenfalls Johann Christian (1753-1835), war "geheimer Canzlist" des Kurfürsten Friedrich August III.
Laut Karl J. Langer gibt es keine verlässlichen Angaben darüber, wo Gutkaes das Uhrmacherhandwerk erlernt hat; dass er nicht in Dresden in die Lehre gegangen ist, geht daraus hervor, dass sich im "Innungsbuch für die Kleinuhrmacher" in Dresden kein entsprechender Eintrag befindet.
Angeregt durch seinen späteren Arbeitgeber Johann Friedrich Schumann (ca. 1759-1817) und dessen Kontakt mit dem Mathematisch- Physikalischen Salon entwickelt Gutkaes ein reges Interesse an Sternenkunde und Mathematik.
Am 21. September 1815 heiratet er die Tochter Schumanns, Friederica Charlotte und erwirbt gute zwei Wochen später das Meisterrecht der Kleinuhrmacher in Dresden. Danach betreibt er ein gut gehendes Uhrengeschäft Ecke Schlossstraße und Rosmaringasse, aber seine Neigung zur Astronomie läßt ihn besonders auf dem Gebiet der Präzisionsuhren tätig werden und die relativ vielen von ihm erhaltenen Stücke zeigen, wie auch das vorliegende, seine Meisterschaft auf diesem Gebiet. Seit 1831 ist er zweiter Mechaniker am Mathematisch-Physikalischen Salon und wartet gemeinsam mit dem ersten Mechaniker Blochmann die für die astronomische Zeitmessung und damit für den Dresdener Zeitdienst erforderlichen Uhren und Geräte. Und er baut sie zum Teil selbst:
So z.B. für den Leiter des Instituts, W. G. Lohrmann, eine astronomische Präzisionspendeluhr und auf dessen Empfehlung hin eine selbe für Professor Bessel von der Königsberger Sternwarte; diese Großuhren stellt er in seiner Werkstatt in der Wilsdruffer Gasse her, ebenso, wie die berühmte, nach seinen eigenen Ideen gebaute, heute noch existierende 5-Minuten-Digitaluhr in der Semper-Oper, die schon bei der Eröffnung derselben eine kleine Sensation war.
1842 wird er aufgrund seiner Leistungen Hofuhrmacher und erhält als solcher freie Wohnung auf dem Schlossturm, wo er auch noch als Türmer fungiert und für den Gang der Schlossturmuhr und damit für die Zeitangabe in Dresden verantwortlich ist. Im selben Jahr wählt man ihn zum Oberältesten der Dresdner Kleinuhrmacherinnung.
Unter seinen Lehrlingen findet man bekannte, um nicht zu sagen, berühmte Namen :
Vom 20.10.1830 an bildet er zusätzlich zu seinem ältesten Sohn Otto auch noch Ferdinand Adolph Lange aus. 1832 folgt sein zweiter Sohn und 1834 Moritz Krille, später Nachfolger von Kessels in Altona. Auch die beiden französischen Chronometermacher Victor Gannery und B. Scharf haben Lehrzeit bei Gutkaes verbracht. Die als Lehrlinge aufgenommenen Carl Moritz Grossmann (1842) und Adolph Schneider werden in Gutkaes' Werkstatt bereits von F.A. Lange ausgebildet.
Lange und Schneider heiraten je eine Tochter von Gutkaes. 1844 stellen Gutkaes und Lange auf der Dresdner Gewerbeausstellung bereits gemeinsam zwei astronomische Pendeluhren mit Kugelhemmung, einen Sekundenzähler und einen runden Mikrometer aus, der 1/100 mm messen kann.
Am 8. August 1845 stirbt Johann Christian Friedrich Gutkaes in Dresden, gerade 60 Jahre alt.
Bedeutendes, frühes Taschenchronometer mit Federchronometerhemmung und Regulatorzifferblatt
Geh.: Silber, Werksverglasung. Ziffbl.: Email. Werk: 2/3-Platinenwerk, Kette/Schnecke, dreiarmige bimetallische Chronometerunruh mit 3 Gewichten und 6 Schrauben, zylindrische Spirale.
Diese Uhr ist abgebildet und beschrieben in: Reinhard Meis, "100 Jahre Uhrenindustrie in Glashütte von 1845 bis 1945", München 2011, Seite 71.
Johann Christian Friedrich Gutkaes wird am 16. Juni 1785 in Dresden geboren. Allein die Auswahl seiner Taufpaten zeigt schon die Verbindung der Gutkaes-Familie zum Dresdner Schloss. Außerdem war bereits der Großvater Friedrichs, Johann Christian Gutkaese (1682-1757) "Mundkoch" in der königlichen Küche Augusts des Starken; der Vater, ebenfalls Johann Christian (1753-1835), war "geheimer Canzlist" des Kurfürsten Friedrich August III.
Laut Karl J. Langer gibt es keine verlässlichen Angaben darüber, wo Gutkaes das Uhrmacherhandwerk erlernt hat; dass er nicht in Dresden in die Lehre gegangen ist, geht daraus hervor, dass sich im "Innungsbuch für die Kleinuhrmacher" in Dresden kein entsprechender Eintrag befindet.
Angeregt durch seinen späteren Arbeitgeber Johann Friedrich Schumann (ca. 1759-1817) und dessen Kontakt mit dem Mathematisch- Physikalischen Salon entwickelt Gutkaes ein reges Interesse an Sternenkunde und Mathematik.
Am 21. September 1815 heiratet er die Tochter Schumanns, Friederica Charlotte und erwirbt gute zwei Wochen später das Meisterrecht der Kleinuhrmacher in Dresden. Danach betreibt er ein gut gehendes Uhrengeschäft Ecke Schlossstraße und Rosmaringasse, aber seine Neigung zur Astronomie läßt ihn besonders auf dem Gebiet der Präzisionsuhren tätig werden und die relativ vielen von ihm erhaltenen Stücke zeigen, wie auch das vorliegende, seine Meisterschaft auf diesem Gebiet. Seit 1831 ist er zweiter Mechaniker am Mathematisch-Physikalischen Salon und wartet gemeinsam mit dem ersten Mechaniker Blochmann die für die astronomische Zeitmessung und damit für den Dresdener Zeitdienst erforderlichen Uhren und Geräte. Und er baut sie zum Teil selbst:
So z.B. für den Leiter des Instituts, W. G. Lohrmann, eine astronomische Präzisionspendeluhr und auf dessen Empfehlung hin eine selbe für Professor Bessel von der Königsberger Sternwarte; diese Großuhren stellt er in seiner Werkstatt in der Wilsdruffer Gasse her, ebenso, wie die berühmte, nach seinen eigenen Ideen gebaute, heute noch existierende 5-Minuten-Digitaluhr in der Semper-Oper, die schon bei der Eröffnung derselben eine kleine Sensation war.
1842 wird er aufgrund seiner Leistungen Hofuhrmacher und erhält als solcher freie Wohnung auf dem Schlossturm, wo er auch noch als Türmer fungiert und für den Gang der Schlossturmuhr und damit für die Zeitangabe in Dresden verantwortlich ist. Im selben Jahr wählt man ihn zum Oberältesten der Dresdner Kleinuhrmacherinnung.
Unter seinen Lehrlingen findet man bekannte, um nicht zu sagen, berühmte Namen :
Vom 20.10.1830 an bildet er zusätzlich zu seinem ältesten Sohn Otto auch noch Ferdinand Adolph Lange aus. 1832 folgt sein zweiter Sohn und 1834 Moritz Krille, später Nachfolger von Kessels in Altona. Auch die beiden französischen Chronometermacher Victor Gannery und B. Scharf haben Lehrzeit bei Gutkaes verbracht. Die als Lehrlinge aufgenommenen Carl Moritz Grossmann (1842) und Adolph Schneider werden in Gutkaes' Werkstatt bereits von F.A. Lange ausgebildet.
Lange und Schneider heiraten je eine Tochter von Gutkaes. 1844 stellen Gutkaes und Lange auf der Dresdner Gewerbeausstellung bereits gemeinsam zwei astronomische Pendeluhren mit Kugelhemmung, einen Sekundenzähler und einen runden Mikrometer aus, der 1/100 mm messen kann.
Am 8. August 1845 stirbt Johann Christian Friedrich Gutkaes in Dresden, gerade 60 Jahre alt.
Verkauft
schätzpreis
22.000—35.000 €
Realisierter Preis
27.300 €