110. Auktion
18.5.2024
Lot 355
BlancpainRolls / ATO
Bedeutende, frühe Vintage Armbanduhr mit "rollendem" Aufzugs-Automatikwerk und digitaler Zeitanzeige
Nein, das Uhrwerk ist nicht lose! Es ist auf Kugeln gelagert und bewegt sich im Gehäuse in Längsrichtung hin und her.
Dieses Patent stammt von dem französischen Uhrmacher und Juwelier Léon Hatot (1883-1953), dessen phonetische Aussprache "ATO" der phonetischen Aussprache von "Hatot" im Französischen entspricht und den Namen des Modells trägt.
Vorliegendes Exemplar wurde im Februar 2024 bei Blancpain in Le Sentier restauriert und wird mit ausführlicher Restaurierungsdokumentation und Kopie des Blancpain Stammbuchauszugs verkauft
Die Rolls-Uhren wurden in den 1930er Jahren hergestellt. Sie sind ein außergewöhnliches Erbe des französischen Uhrmachers, Juweliers und Designers Léon Hatot (1883-1953) aus der Zeit des Art déco. Zunächst waren die Rolls mit Handaufzugswerken ausgestattet. In den frühen 1930er Jahren entwickelte Léon Hatot dann ein ungewöhnliches automatisches Aufzugssystem, bei dem das Uhrwerk selbst als Schwungmasse diente. Dieses "ATO"-System wurde patentiert und in die Kollektion integriert.
Am 23. September 1930 beschloss Blancpain, eine Vereinbarung mit Léon Hatot zu unterzeichnen, um dieses außergewöhnliche Erbe zu integrieren und diese historische Innovation zu bewahren.
Hatot studierte von 1895 bis 1898 an der Uhrmacherschule in Besançon und anschließend an der Hochschule der Künste. 1905 eröffnete er in Besançon ein Fachgeschäft für die Fertigung und Gravur von Uhrengehäusen aus Edelmetallen. In Paris übernahm er 1911 die Firma Bredillard, fertigte aber auch weiter in seiner bisherigen Manufaktur. Ab 1919 gründete er eine Firma für die Produktion batteriebetriebener Uhren. 1923 stieß Marius Lavet dazu, mit dem Hatot die Fertigung der ATO-Penduletten begann. 1925 gewann Hatot für eine Kollektion elektrischer Uhren im Art-déco-Stil den Grand Prix der Exposition internationale des Arts Décoratifs et industriels modernes und wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.
1929 folgte die Entwicklung einer neuartigen Form selbstaufziehender Armbanduhren ("Rolls"), größere Aufmerksamkeit erregten jedoch kleine elektrische Uhren, die Hatot auf der Colonial Exhibition von 1931 erstmals vorstellte. 1933 übernahm Hatot auch den seit mehr als 100 Jahren in Paris ansässigen Uhrmacherbetrieb von Jean Paul Garnier, um die Palette an Modellen zu erweitern. Die Fabrikation wurde jetzt in Paris zentralisiert, der Standort in Besançon stark verkleinert. Marius Lavet meldete für Hatot 1938 den Lavet-Schrittmotor als Patent an, der prinzipiell noch heute in Quarzuhren Verwendung findet.
Hatot wurde besonders für seine künstlerische Gestaltung von Sonderanfertigungen bekannt. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Chronometrischen Gesellschaft Frankreichs und entwarf jährlich auch den Uhrenpokal, der an den Gewinner des chronometrischen Wettbewerbs vergeben wurde.