108. Auktion

20.5.2023

Lot 306

Jacques Goullons

Hochfeine, einzeigrige Pariser Kutschenuhr mit Halbstunden-/Stundenschlag und Wecker

schätzpreis
22.00035.000 €
Realisierter Preis
-
Merkmale
Gehäuse
Silber, randseitig durchbrochen gearbeitet und aufwändig graviert, Bodenglocke.
Zifferblatt
Emailziffernring, zentrale, silberne Weckerscheibe mit gravierten Sommerblüten, gebläuter Stahlzeiger.
Werk
Vollplatinenwerk, Kette/Schnecke, zwei aufwändig durchbrochen gearbeitete und floral gravierte Federhäuser für Wecker und Stundenschlag, 2 Hämmer, Spindelhemmung, Schlossscheibe, obenliegendes gebläutes Gesperr, vierarmige Stahlunruh.
Maße115 mm
Circa1650
LandFrankreich
Gewicht1370 g


Diese Uhr wurde kurz nach der Erfindung der Unruhspirale, im Jahr 1675 durch Christian Huygens, modernisiert. Im Zuge dessen wurde gegen Ende des 17. Jahrunderts ein Unruhkloben sowie eine Reguliervorrichtung für die Unruhspirale angefertigt.
Um den schönen Klang des Schlagwerks zu unterstützen, ist das Gehäuse am Rand durchbrochen gearbeitet und mit einem Blütenband aus Lilien, Narzissen und Sonnenblumen verziert. Desweiteren finden sich zwei Putti und eine Portraitkartusche mit dem Bildnis eines mit einem Lorbeerkranz geschmückten Feldherrn, flankiert von zwei weiteren Putti und Füllhörnern; außerdem zwei am Pendant gefesselte Krieger und allerhand Kriegsgerät.
Provenienz: Versteigert bei Antiquorum am 16. Oktober 1994, Lot 405.


Jacques Goullons war ein bedeutender Pariser Uhrmacher, tätig zwischen 1625 und etwa 1660. Als Uhrmacher arbeitete er am Hofe von Gaston, Herzog von Orléans (1608-1660), Bruder des Königs Ludwig XIII. (1601-1643) und später wahrscheinlich auch für Philipp, Herzog von Orléans (1640-1701), Bruder des Königs Ludwig XIV. (1638-1715). Jacques Goullons spezialisierte sich auf die Herstellung von Uhrwerken für Taschenuhren mit emaillierten Gehäusen; zu seinen Werken gehört eine Uhr für Ludwig XIV., die sich heute in der Sammlung Robert Lehman des Metropolitan Museum of Art befindet. Goullons' Tätigkeitsschwerpunkt überrascht nicht, denn Gaston, Herzog von Orléans, war unter anderem als Förderer einer erfolgreichen Gruppe von Emailleuren bekannt, die in Blois, der Residenz des Herzogs, tätig waren.
Das Musée International d'Horlogerie in La Chaux-de-Fonds besitzt eine Uhr von Goullons. Im Victoria und Albert Museum in London befindet sich eine prächtige Uhr mit den Portraits von Ludwig XIII. und Kardinal Richelieu und die Worshipful Company of Clockmakers besitzt eine Uhr von Goullons, die mit Emailblumen und -blättern dekoriert ist. Jacques Goullons starb im August 1671.