108. Auktion

20.5.2023

Lot 307

Joseph Spiegel in Friedberg
Joseph Miroir à Paris

Museale Friedberger Doppelgehäuse-Kutschenuhr mit Viertelstunden-, Stundenschlag, Viertelstunden- Stundenrepetition, Wecker und Datum im Repoussé Gehäuse von einem bedeutenden Friedberger Uhrmacher - mit original Ledertransportgehäuse und original Aufzugsschlüssel

Verkauft

schätzpreis
19.00025.000 €
Realisierter Preis
41.300 €
Merkmale
Gehäuse
Aussengehäuse lederbezogen (Leder beschädigt), Ziernägel, Schallöffnungen, großes Außenscharnier. Innengehäuse Silber, Darstellung der vier Elemente in Repoussé-Technik, randseitig durchbrochen gearbeitet, Bodenglocke.
Zifferblatt
Silber, Champlevé, zentrale drehbare Weckerscheibe.
Werk
Vollplatinenwerk, Kette/Schnecke für Gehwerk, 3 geometrisch gravierte Federhäuser für Schlagwerk und Wecker, 4 Hämmer, kunstvoll durchbrochen gearbeiteter Unruhkloben, Spindelhemmung, dreiarmige Messingunruh.
Maße114 mm
Circa1740
LandDeutschland
Gewicht994 g


Die Rückseite des Gehäuses ist markant punziert mit der Darstellung der vier Elemente anhand von römischen Gottheiten: Neptun, Ceres und Vulcanus, sowie Jupiter als Adler mit Ganymed. Mit Voluten und Rocaillen gefüllte Schallöffnungen zieren die Außenseite.
Vorliegende Kutschenuhr wurde in Friedberg gefertigt, aus Marketinggründen allerdings übersetzte der Friedberger Uhrmacher Joseph Spiegel seinen Namen ins Französische (Miroir) und versah seine Signatur, in Anlehnung an französische Uhrmacher, mit der Ortsbezeichnung "Paris". Neben Spiegel gibt es noch 24 weitere Uhrmacher aus Friedberg dieser Zeit, dessen übersetzter oder rückwärts buchstabierte Namen man neben einem falschen "Paris", "London" oder "Augsburg" findet.


"Spiegel, Joseph, seiner Profession Kleinuhrmachergeselle von Arnach, der Grafschaft Wolfsegg in Schwaben gebürtig, bat am 9.6.1736 um das Bürgerrecht in Friedberg. Bei der Geburt des Sohnes Johann Sebastian im Jahre 1737 wird seine Ehefrau Maria Anna genannt. Pate war der Uhrmacher Sebastian Petz. Bei seiner Hochzeit am 9.7.1736 wurde Joseph Spiegel als Uhrmacher aus Arnach bei Memmingen bezeichnet, und seine Frau, Maria Anna Möll (wohl Mahl), erwähnt. Trauzeugen waren die Friedberger Uhrmacher Johannes Heckel, Conradus Heckel und Jacobus Strixner. Joseph Spiegel verstarb am 18.3.1760. Er hat seine Uhren nie mit Joseph Spiegel signiert, sondern mit dem rückwärts gelesenen Namen: Legeips, oder auf französisch: Miroir. Als Ortsangaben sind Augsburg, London und Paris zu nennen. Von ihm sind bisher außer einer sechseckigen Tischuhr nur Kutschenuhren bekannt."
Quelle: Adelheid Riolini-Unger "Friedberger Uhren", Heimatmuseum der Stadt Friedberg, Augsburg 1993, S. 178.
Spiegels Uhren befinden sich in namhaften Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt: Friedberg, Heimatmuseum; London, British Museum; Basel, Sammlung von Dr. Eugen Gschwind; Genf, Musée de l'horlogerie et de l'émaillerie; Budapest, Kunstgewerbemuseum; Mailand, Museo Leonardo da Vinci; New Jersey (USA), Newark Museum; The John Gershom Parkington Memorial Collection; Wien, Uhrenmuseum und in vielen anderen.