106. Auktion

21.5.2022

Lot 179

Motel

Exquisites französisches Schiffschronometer mit Wippenchronometerhemmung nach Berthoud, an die französische Marine nach Lorient verkauft am 15. März 1828

Verkauft

schätzpreis
7.00010.000 €
Realisierter Preis
16.300 €
Merkmale
Gehäuse
Mahagonikasten.
Zifferblatt
Versilbert.
Werk
Messingwerk, Kette/Schnecke, bimetallische vierarmige Chronometerunruh mit 4 verschiebbaren Gewichten sowie Gold- und Stahlschrauben, gebläute konische Unruhspirale.
Maße140 x 75 x 140 mm
Circa1828
LandFrankreich


Kein anderer stellte Chronometer in einer derartigen aufwendigen Detailversessenheit her - auch als andere Chronometermacher längst auf einfachere und bewährte Konstruktionen setzten. Daher sind Motels Chronometer bei Sammlern heute Kult, die sich an der bis in die letzten Feinheiten perfekten Qualität und an Details erfreuen, wie z.B. der kleinen gebläuten Schraube in genau einem der vier Unruhgewichte, den gelochten Zähnen des Hemmungsrads oder auch dem "Geheimverschluss" des Messinggehäuses. Sie auch schon im vorliegenden Chronometer vorhanden, das mit seiner Werknummer 67 zu den früheren Stücken aus Motels Produktion zählt.
Jean-François Henri Motel (1786-1857)
Er wurde am 31. Dezember 1786 in Margny-Lès-Compiègne geboren und gilt als der bekannteste unter Berthouds Schülern. Sein Vater Louis Nicolas Motel war Bauer und Besitzer eines Wirtshauses. Henri ging ab 1794 zuerst zur Schule in Prytanée und dann als Internatsschüler an die Ecole des Arts et Métiers in Chalons; 1806 erhielt er die Qualifikation eines "Anwärters" und wurde ausgewählt, sich in Paris auf Staatskosten in der Uhrmacherkunst ausbilden zu lassen; sein Lehrer sollte Louis Berthoud sein, der Uhrmacher der Flotte. Motel hatte seine Ausbildung bei Berthoud kaum beendet als Berthoud im September 1813 plötzlich starb. Seine Witwe bat Motel, Berthouds Werkstatt weiterzuführen und seine Söhne weiter auszubilden. Im August 1819 heiratete Motel dann Louise Elisabeth Herbet und ließ sich 1823 in der Rue de l'Abbaye nieder. 1827 präsentierte er seine Werke zum ersten Mal und erhielt von der Jury eine Silbermedaille für seine Chronometer und astronomischen Uhren, sowie die Anmerkung "... niemand führt die Zeitnahme so präzise durch wie Motel."
Quelle: Jean-Claude Sabrier, "Longitude at Sea in the time of Louis Berthoud and Henri Motel", Genf 1993, S. 593ff.