111. Auktion
16.11.2024
Lot 223
Adolphus Nicolai a Cliuens
Ovale, puritanische, einzeigrige, im späten 17. Jhd. modernisierte Wecker-Spindeltaschenuhr
Verkauft
Die Werksplatine weist die Signatur eines Uhrmachers auf, der in der einschlägigen Uhrenliteratur nicht zu finden ist. Es handelt sich um Adolphus Nicolai, dessen Identität und Wirken zahlreiche Fragen aufwerfen. Auffällig ist zudem der lateinisierte Vorname "Adolphus". Die Etymologie des Vornamens Adolphus deutet auf eine Entstehung in Frankreich hin (Adelphus), da er im deutschen Sprachraum im 17. Jahrhundert kaum gebräuchlich war. Diese Entwicklung setzte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Auch der Name Nicolai ist in diesem Kontext bemerkenswert, da er als Uhrmacher im französischen oder niederländischen Raum nicht in Erscheinung tritt.
Der Zusatz hinter dem Namen gibt Anlass zu weiteren Spekulationen. Eine lautmalerische Deutung des Namens könnte "Lyon" oder "Leeuwen" lauten. In Lyon existierte zur Entstehungszeit der Uhr Anfang des 17. Jahrhunderts tatsächlich ein Kunsthandwerker mit dem Namen Nicolai (1573–1616), allerdings mit dem Vornamen Gulielmus (Willem). Er wurde in Antwerpen geboren und arbeitete nachweislich in Antwerpen, Avignon und Lyon, möglicherweise auch in Leiden. Er arbeitete als Kupferstecher und Herausgeber von Himmelsgloben.
Für die Entstehung des Werks in Frankreich, also Lyon, spricht die Randverzierung der Platine, die wiederum gegen das puritanische Außengehäuse spricht, welches dem niederländischen Raum zuzuordnen ist. Es besteht die Möglichkeit, dass der Uhrmacher Adolphus Nicolai zu unbedeutend war und dass man sich aus Marketinggründen später (?) dazu entschloss, den damals berühmten Uhrmacher Jan Jansz Bockelts als Schöpfer der Uhr auf das Gehäuse zu gravieren.
Jan Jansz. Bockel(t)s ist als Uhrmacher in Den Haag zwischen 1610 und 1640 bekannt. Er war der Sohn von Jan Jansz Bockelts dem Älteren aus Aachen in Deutschland, der einige Zeit in Den Haag lebte und 1627 in Haarlem begraben wurde. Seine Uhren befinden sich heute in Privatsammlungen und einigen Museen, wie zum Beispiel dem Rijksmuseum in Amsterdam oder dem Britischen Museum in London.
Quelle: G.H. Baillie "Watchmakers and Clockmakers of the World", Bd. I, Edinburgh/London, 1947, S. 31.