109. Auktion

18.11.2023

Lot 79

John Ellicot / George Michael Moser
Die Großmut des Scipio

Kunsthistorisch bedeutende, seltene Londoner Doppelgehäuse-Taschenuhr mit Stodgens-Viertelstundenrepetition, welche von Daniel Quare und anderen guten Uhrmachern bevorzugt wurde

Verkauft

schätzpreis
7.00020.000 €
Realisierter Preis
7.500 €
Merkmale
Gehäuse
Außengehäuse - 18 kt Gold, "Die Großmut des Scipio" in Repoussé-Technik, signiert "Moser fecit", am Rand durchbrochen gearbeitet, graviert und punziert. Innengehäuse - 18 kt Gold, am Rand durchbrochen gearbeitet, graviert und punziert, signierte und nummerierte Werkschutzkappe, Bodenglocke.
Zifferblatt
Email.
Werk
Vollplatinenwerk, Kette/Schnecke, 2 Hämmer, Zylinderhemmung, dreiarmige Stahlunruh, großes Messingzylinderrad.
Geh.-Nr.4017
Maße49 mm
Circa1755
LandEngland
Gewicht139 g


Das Repoussé Außengehäuse ist in typischer Manier George Michael Mosers gestaltet. Auf der Rückseite ist "Die Großmut des Scipio" zu sehen, dessen Entwurf von George Michael Moser für den Deckel einer Dose stammt. Dieser Entwurf ist in "The Art Of The Gold Chaser" von Richard Edgecumbe, Oxford 2000, Abb. 88c abgebildet und beschrieben. Die Szene wird von barockem Voluten- und Muscheldekor eingefasst. Um den Klang der Vierstelstundenrepetition zu verstärken, ist der Rand durchbrochen gearbeitet. Auch das Innengehäuse ist reich verziert und zeigt in der Mitte der Rückseite eine Gravur einer Rocaille, auf der ein Reiher emporsteigt. Eine Stadtansicht am Pendant und eine groteske Maske am Öffner ergänzen das zeitgenössische Dekor. Zudem befindet sich am Rand ein durchbrochen gearbeitetes, stilisiertes Band aus Blüten und Voluten.


John Ellicott (1706 - 1791) war einer der bedeutendsten englischen Uhrmacher. Er etablierte sich um 1728 und wurde 1738 ein Mitglied der Royal Society. Ellicot war der Erfinder eines Kompensationspendels und trieb die Anwendung der Zylinderhemmung nur einige Jahre nach ihrer Verbesserung durch Graham voran. In einigen seiner späteren Exemplare war der Zylinder aus Rubin.
George Michael Moser (1706-1783) wurde am 17. Januar 1706 in Schaffhausen geboren. Er erlernte die Kunst des Punzierens und Vergoldens von seinem Vater Michael, einem Kupferschmied. Moser zog 1726 nach London, um für den Goldschmied und Punzierer John Valentine Haidt zu arbeiten. Ab 1737 arbeitete er selbständig in den Craven Buildings nahe Drury Lane; neben seinen Punzierarbeiten stellte er auch feine Emaillegehäuse her, von denen nur noch etwa 20 erhalten sind. Moser entwarf das Großsiegel von Georg III. und malte für Königin Charlotte Emailleportraits ihrer Kinder. In den 1740er Jahren wurde Moser zu einer angesehenen Persönlichkeit an der St Martins Lane Academy; im Jahr 1769 wurde er zum ersten Keeper der Royal Academy ernannt. Die von ihm geschaffenen Repoussé-Arbeiten gehören zu den höchstwertigen seiner Zeit. Moser arbeitete mindestens bis in die späten 1770er Jahre und war bis an sein Lebensende für die Royal Academy tätig.
In seiner Ausgabe vom 30. Januar 1783 schrieb das Gentleman's Magazine, dass Moser "in einem prachtvollen Beerdigungszug zu Grabe getragen wurde, an dem herausragende Künstler mit Sir Joshua Reynolds an ihrer Spitze teilnahmen, unter anderem Sir William Chambers. Neben zehn Trauerkutschen waren auch zwei Herrenkutschen Teil des Trauerzuges."
In "The Art of the Gold Chaser in Eighteenth-Century London" widmet Richard Edgcumbe dem Werk Mosers mehr als 40 Seiten Text und zahlreiche Illustrationen.