109. Auktion
18.11.2023
Lot 83
Yver à Angouleme
Beeindruckende, lederbezogene, einzeigrige "Oignon" Spindeltaschenuhr mit zentralem Aufzug
Verkauft
"Oignons" waren eine französische Spezialität während der letzten 30 Regierungsjahre des Sonnenkönigs und nur wenig darüber hinaus. Oignons, mit nur einem Zeiger, werden grundsätzlich durch das Zeigerzentrum aufgezogen, wo unter dem Zifferblatt ein Stahlzahnrad die Kraft auf ein weiteres überträgt, das auf die Schneckenwelle aufgesetzt ist. Man nimmt an, dass es in Frankreich Ateliers für die Herstellung von Oignon-Rohwerken gegeben hat, aber bis jetzt ist kein einziges solches Rohwerk gefunden worden. Der große Platinenabstand der Oignons macht die Werke sehr übersichtlich und der Betrachter kann ohne Mühe Einzelteile und Funktion derselben, wie an einem Großmodell, betrachten, was sicherlich den besonderen Reiz dieser Uhren ausmacht. Das Oignon stellt eine robuste, gebrauchstüchtige Taschenuhr dar, die - im Gegensatz zu bisherigen Taschen- und Halsuhren - die Uhrzeit mit einer ausreichenden Genauigkeit angeben.
Dieses feine französische Oignon besitzt ein vergoldetes Uhrwerk mit ägyptischen Säulen. Kette/Schnecke und Räderwerk befinden sich zwischen den Platinen, eine mit einem Greifvogel reich verzierte Brücke schützt die dreiarmige Stahlunruh mit Spirale. Das Zifferblatt ist aus Email, ein einzelner gebläuter, schön gearbeiteter Zeiger zeigt die Stunden aus blauem Email. Das Silbergehäuse mit fünfteiligem Scharnier ist vollständig mit dunklem Leder bezogen und reich dekoriert mit silbernen Ziernägeln, selbst auf der Lunette.
Als hugenottische Familie mussten die aus Frankreich stammenden Uhrmacher Yver Ende des 17. Jahrhunderts nach Amsterdam fliehen. Abraham Yver war Ende des 17. Jahrhunderts als Uhrmacher tätig. In den Aufzeichnungen Tardys wird über Yver berichtet, dass "seine Uhren im ganzen Königreich Frankreich einen guten Ruf hatten".