109. Auktion

18.11.2023

Lot 85

Baptiste Paillard
Äsops Fables

Dekorative Pariser Spindeltaschenuhr mit Viertelstundenrepetition und Fabeldarstellungen des antiken griechischen Dichters Äsop in aufwändiger Repoussé Gehäusedekoration

Verkauft

schätzpreis
4.0006.000 €
Realisierter Preis
4.500 €
Merkmale
Gehäuse
Silber, aufwändig punziertes Dekor, durchbrochen gearbeiteter Rand, Bodenglocke.
Zifferblatt
Silber, fein graviert, Emailkartuschen mit radialen röm. Zahlen.
Werk
Vollplatinenwerk, Kette/Schnecke, 1 Hammer, dreiarmige Messingunruh, silberne Unruhbrücke mit Monogramm und französischer Grafenkrone, sowie Bär und Löwe als Monogrammhalter.
Maße52 mm
Circa1750
LandFrankreich
Gewicht131 g


In Repoussé-Technik werden ausgewählte, symbolhafte Fabeln des antiken, griechischen Dichters Äsop dargestellt:
Das zentrale Medaillon auf der Rückseite zeigt die Fabel "Der Rabe und der Fuchs". Am Rand befinden sich vier Kartuschen mit weiteren Fabelszenen, darunter: "Der Wolf und der Hund", "Die beiden Hähne" und "Das Schwein und die Hündin". Zwischen den Medaillons befindet sich durchbrochen gearbeitetes, barockes Dekor. Weitere Tierdarstellungen finden sich auf der Lunette und im Zentrum des Zifferblattes.
Äsop charakterisierte mithilfe seiner Tierfabeln das Verhalten seiner Mitmenschen. Beispielgebend und durchaus mit moralisierender und erzieherischer Absicht hielt er so den Menschen einen Spiegel vor, in dem sie sich erkennen sollten. Die angesprochenen menschlichen Schwächen sind Neid, Dummheit, Geiz, Eitelkeit usw.
Die Fabel auf der Gehäuserückseite zählt zu den bekanntesten der äsopschen Fabeln und wird allgemein als Warnung vor Schmeichlern verstanden:
Ein Rabe hat ein Stück Käse gefunden und sich auf einen Ast zurückgezogen, um es zu verzehren, als ein Fuchs vorbeikommt. Der Fuchs, der den Käse gerne selber hätte, schmeichelt dem Raben, nennt ihn wunderschön und den König der Vögel. Schließlich bittet der Fuchs den Raben, für ihn zu singen. Von der Schmeichelei des Fuchses unvorsichtig gemacht, beginnt der Rabe zu singen, um zu beweisen, dass er der beste Sänger ist. Als er den Schnabel öffnet, fällt der Käse heraus und der Fuchs fängt ihn auf und frisst ihn. Da lacht er und sagt: Hüte dich vor Schmeichlern!
Die Vorlagen der Fabeldarstellungen sind die 1551 entstandenen Holzschnitte Bernard Salomons (ca. 1506-ca. 1566), über dessen Leben nur sehr wenig bekannt ist. Seine Familie stammte aus Lyon. Er erhielt Aufträge für die Dekoration von Ippolito II. d'Este (1540), Heinrich II. von Frankreich (1548) und Jacques Dalbon, Seigneur de Saint-André (1550). Er arbeitete eng mit dem Drucker Jean de Tournes zusammen, um zahlreiche Bücher zu entwerfen, zu stechen und zu illustrieren, darunter Emblembücher, Dokumentationen und wissenschaftliche Werke sowie literarische Werke, darunter die Bibel und Ovids Metamorphosen.


Über den Pariser Uhrmacher Baptiste Paillard lässt sich in der einschlägigen Literatur leider sehr wenig finden. Er lebte um 1750 als Uhrmacher in Paris, wo er 1717 die Meisterwürde erlangte. Den Archiven zufolge war er ansässig im Quai Bourbon (1723), sur le Pont Marie (1741), Ile Notre Dame (1743) und schließlich im Quai le Pelletier.